Von Gori -> Goris 11.10.2022 bis 29.10.2022
Wenn du nichts
sehen willst, dann besuche die Burgruine in Gori; d.h. das stimmt nicht ganz.
Oben hat man einen schönen Ausblick über die Stadt und Umgebung. In der
Geburtsstadt Stalins kann man das Museum sowie dessen Geburtshaus besichtigen.
Im Museum wird Stalins Werdegang mit seinen grossartigen Taten gut beleuchtet.
Seine menschenverachtenden Greueltaten werden aber nur in einem kleinen Raum,
den man leicht übersehen kann, knapp thematisiert. Erstaunlich für uns ist
auch, dass es in Gori eine Stalin-Avenue gibt…
Hier können wir mit Hilfe unserer Gastgeber auch den, vom „Hundesturz“
lädierten vorderen Gepäckträger von einem Fachmann richtig schweissen lassen.
Auf der Weiterfahrt nach Tiflis machen wir einen Besichtigungsstopp in Mzcheta,
einer historischen Kleinstadt mit schöner Klosteranlage.
Die Fahrt durch die Vororte von Tiflis ist nicht ganz ohne und es geht oft sehr
eng zu und her. In einer äusserst brenzligen Situation zeigt Christian einem
Drängler den „Stinkefinger“, was diesen veranlasst, beim Vorbeifahren
(rechtsgesteuerter Wagen) sein Klappmesser zu öffnen und aus dem Fenster zu
halten. Anschliessend schneidet er uns den Weg ab, steigt aus (ohne Messer),
brüllt wie ein Irrer herum und tritt gegen Christians Radtaschen. Zum Glück
sind viele Passanten zugegen, was ein völliges Ausrasten dieses Besoffenen wohl
verhindert.
In Tiflis haben wir unsere „Warmshowers“-Premiere. Wir übernachten eine Nacht
bei Mariam und ihrer Schwester.
In Richtung Armenien kämpfen wir uns bis Marneuli durchs Verkehrsgewühl. Dort
übernachten wir mit Erlaubnis des Friedhofgärtners, welcher mit seinen 3 Kühen
für kurzes Gras auf dem Gelände sorgt, unter einem Unterstand des grossen
Friedhofs.
Zur armenischen Grenze hin wird es auffallend „mülliger“, dafür die Menschen
herzlicher. Ob dies mit der grossen Zahl Aserbaidschanern, die hier lebt,
zusammenhängt?
Nach dem problemlosen Grenzübertritt kurbeln wir via Alaverdi, das zur
Sowjetzeit ein bedeutender Metallverarbeitungsstandort gewesen ist, bis
Vanadzor. Die vielen Industrie-Ruinen in diesem Tal zeugen von dieser
Vergangenheit.
Kurz vor dem Dorf Lermontovo finden wir einen schön gelegenen Platz zum
Übernachten. Gegen 19:00 Uhr, es ist bereits dunkel, kommt ein Motorrad mit
zwei Männern angeknattert. Keine 30m neben unserem Zelt beginnen die beiden,
mit Stirnlampen Ausgerüsteten zu graben. Wegen der Büsche zwischen uns bemerken
sie uns nicht. Wir verhalten uns still und hoffen, dass die russisch
Sprechenden bald wieder abziehen. Je länger diese Grabaktion dauert, umso
schauerlicher werden unsere Gedanken: Russen-Mafia, Drogenlager, Leiche
vergraben,- uns wird Angst und Bange. Plötzlich durchbricht ein von oben
kommender Lichtkegel die Nacht. Es kommt eine dritte Person dazu. Ob der wohl
Schmiere stand? Sie reden kurz und der Dritte verschwindet wieder. Nach ca. 2
Stunden kommt noch ein Auto (mit der Leiche?) angefahren. Weitere 30 Minuten
vergehen, bis die Mannschaft verschwindet. Unser Abendessen, das wir hätten
zubereiten wollen, fällt angesichts der vorgerückten Stunde heute aus. Bei der
Besichtigung der Grabstelle sehen wir, dass der Graben einer Leitung folgt…
mysteriöse Sache…
Bis Dilijan geht es tüchtig rauf und runter, danach stetig bergauf. Wir
erreichen den auf 1900müM gelegenen Sevan-See via den 2.2km langen, engen und
sanierungsbedürftigen Sevan-Tunnel. Stress pur!
Entlang des Sees erreichen wir Martuni und fahren zum 2400müM hohen
Vayots-Dzor-Pass, wo wir bei einer weiteren alten Karawanenstation übernachten.
Bei Getap entscheiden wir uns in den Süden Armeniens zu fahren, um das Kloster
Tatev und die weltlängste (in einer Sektion) Seilbahn über die Vorotan-Schlucht
zu besuchen. Auf dem Weg dorthin erleben wir etliche äusserst gefährliche
Situationen; sei es überholender Gegenverkehr, oder bei Gegenverkehr überholt
werden. Auf der relativ engen und einzigen Strasse gegen Süden gibt es viel
LKW-Verkehr von und zur iranischen Grenze. Deshalb beschliessen wir, für die
Rückfahrt einen Transport von Goris nach Ararat zu organisieren.
Die Nähe zu Berg-Karabach ist hier deutlich spürbar. Das Militär ist sehr
präsent und wir werden von Passanten öfter gefragt, wo wir hinfahren.
 |
Georgischer Tone Backofen. Erst wird gefeuert bis nur noch Glut am Boden ist. Die Brote werden dann so an die Wand geklatscht, dass sie kleben bleiben und in kurzer Zeit backen
|
 |
So sehen die Brote typischerweise aus
|
 |
Im Vordergrund unter dem Unterstand Stalins Geburtshaus, dahinter das Stalin-Museum
|
 |
Stalins Kinderstube in Gori
|
 |
Höhlenstadt bei Uplisziche in der Nähe von Gori
|
 |
Swetizchoweli Kathedrale in Mtskheta nördlich von Tiflis
|
 |
Tschurtschchela heissen die hängenden farbigen "Stangen". Es werden Wallnusshälften an einem Faden so oft in Trauben- oder anderen Saft getunkt und trocknen gelassen, bis eine dicke farbige Schich alles überzieht
|
 |
Bei Mar (links), ihrer Schwester (rechts) und mit Alice aus Frankreich
|
 |
Auf dem Friedhof in Marneuli
|
 |
Mit Raschdin, dem sympathischen Friedhofsgärtner
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Dein Kommentar wird vor der Veröffentlichung von uns angesehen, um zu verhindern, dass hier Mist veröffentlicht wird. Er erscheint also nicht sofort